Mittwoch, 13. Februar 2008

So bekommen sie jeden Monat einen Urlaubstag geschenkt (oder: Wie man gerne aufsteht)

Zeit ist Geld – diesen Spruch auf einer Seite wie dieser zu finden, dürfte sie genauso wenig verwundern wie überzeugen. Schließlich ist es für die meisten von uns nicht jede verschwendete Minute auch gleich verschwendetes Geld. Wenn ich Sie für das Lesen dieses Artikels aber nun mit einem monatlichen zusätzlichen Urlaubstag belohne, was sagen sie da? „Zeit ist Urlaub“ – oder so ähnlich.


Drei Wecker reichten nicht aus

Früher habe ich mir bei wichtigen Terminen abends gerne zwei oder drei Wecker gestellt und platzierte diese möglichst weit weg von meinem Bett, in der Hoffnung so am nächsten Morgen garantiert rechtzeitig aufzustehen. Wenn ich um 7.00 Uhr aufstehen wollte, stellte ich generell einen auf 6.30 Uhr, den zweiten auf 6.45 und den dritten auf 6.50 Uhr. So hatte ich stets eine halbe Stunde Zeit, gemütlich aufzustehen. Dachte ich! Denn um 6.52 Uhr – kurz nachdem der Wecker zum finalen Ruf angesetzt hatte – lag ich noch immer im Bett, mit der Begründung „Ach, wenn ich mich noch mal kurz umdrehe und die Augen zumache, geht die Welt auch nicht unter.“. Und in der Tat, sie ging nicht unter! Aber ich kam zu spät (oder im besten Falle völlig gestresst auf letzten Drücker). Egal wie früh ich aufstehen wollte, ich schaffte es selten zur gewünschten Zeit. Stellte ich den Alarm eine Stunde früher, schlief ich trotzdem eine Stunde länger. Stellte ich ihn eineinhalb Stunden früher, schlief ich eineinhalb Stunden länger. Stellte ich ihn zwei Stunden früher... na sie wissen schon!


Lassen Sie uns einen Plan schmieden!

Das Problem war also, dass egal welche Uhrzeit ich am Abend noch für sinnvoll hielt, am nächsten Morgen fand ich sie ganz eindeutig zu früh. Wenn ich dann endlich aufgestanden war und unter der Dusche stand, ärgerte ich mich, dass ich es wieder nicht pünktlich geschafft habe. Das heißt, unser Gehirn will das Richtige vor dem Aufstehen und will es nach dem Aufstehen aber will es nicht beim Aufstehen.

Wenn sich unser Gehirn also immer wieder selber belügt, sollten wir einen Weg finden, dies zu umgehen. Wir müssen es in diesem kritischen Moment seiner Macht berauben. Nur ganz kurz. Bis wir aufgestanden sind.


Also, gehen wir das Problem an!

Ich wollte also das Aufstehen trainieren, damit es zu einem Reflex wird. Ähnlich wie bei Pawlows Klassischer Konditionierung, bei der es bei einem Hund schon zum Speichelfluss kommt, wenn nur ein Glockenton erklingt, den er mit Futter assoziiert. Es handelt sich dabei um einen angewöhnten Reflex weil jedes Mal bei der Fütterung auch dieser Ton zu hören war. Nimmt der Hund ihn nun wahr, produziert er automatisch Speichel, selbst wenn es gar kein Futter gibt. Also schaffte ich erst einmal meine typischen Schlafbedingungen. Ich ließ das Rollo herunter, zog mich aus, legte mich ins Bett und stellte den Wecker so, dass er nach drei Minuten klingelte (die Zeit kann man natürlich variieren). Sobald der Alarm an ging, machte ich ihn sofort aus, schaltete meine Nachttischlampe ein und stand einfach auf. Diesen Prozess wiederholte ich nun mehrere Male. Es mag Ihnen dumm vorkommen, sich am Tage ins Bett zu legen und das Aufstehen zu trainieren. Doch versuchen sie es! Legen sie sich am besten in ihre Lieblingsschlafposition, damit es authentischer ist. Und jedes Mal wenn der Wecker klingelt, führen sie nun den selben Prozess aus: Alarm ausschalten, Licht einschalten, aufstehen. Danach wieder ins Bett legen, den Wecker neu stellen und das ganze noch einmal. Wiederholen sie es 5-10 mal, bis sie es verinnerlicht haben. Gehen Sie den Prozess auch in Gedanken immer wieder durch. Wenn sie am Abend dann tatsächlich ins Bett gehen, vollziehen Sie die Übung am besten noch ein oder zwei mal, und schlafen dann ganz normal und mit dem Vorsatz, am nächsten Morgen sofort aufzustehen, ein.


Von kleinen grünen Stiften, die zu Ihnen sprechen werden

Wenn es geklappt hat, sind weitere Übungen eigentlich kaum noch notwendig. Dadurch, dass sie jeden Tag diese Methode benutzen, wird sie auch automatisch weiter verinnerlicht. Gut ist es, wenn man – besonders zu Beginn – stets die gleiche Weckzeit hat. Hat man es jedoch verinnerlicht, ist eine Variation problemlos möglich. Auch ein Aussetzen (z.B. Ausschlafen am Wochenende) ist möglich. Fühlt man sich nach einer Pause „unsicher“ kann man die Übung natürlich einfach ein oder zwei mal wiederholen. Des weiteren können Sie sich zur Unterstützung eine zwei-spaltige Strichliste anlegen, auf der sie mit einem grünen Stift einen Strich machen, wenn sie es geschafft haben, mit der neuen Methode aufzustehen. Einen roten verwenden Sie in der zweiten Spalte, für die Tage, an denen sie es nicht geschafft haben. Den roten Stift werden sie wahrscheinlich niemals benötigen. Es ist jedoch eine gute Motivation für den Fall, dass sie doch einmal im Bett darüber nachdenken sollten, einfach liegen zu bleiben. Denn Ihre gute alte Vernunft wird Sie schon davor bewahren, einen roten Strich zu kassieren, wo man doch schon so viele grüne hat. Schließlich hat man es jeden Morgen geschafft, und wird es auch heute schaffen. Ob Sie eine solche Strichliste machen wollen, liegt natürlich ganz bei Ihnen. Es geht ohne sie und es geht mit ihr. Auch können Sie natürlich jeder Zeit mit der Liste aufhören, wenn Sie sie nicht mehr für notwendig erachten.


Die Qual NICHT aufzustehen

Entgegen aller Erwartungen steht man mit dieser Methode viel entspannter auf als früher. Denn egal wie lange man im Bett lag, rausquälen musste man sich so oder so. Heute merke ich oft erst wenn ich schon stehe, dass ich gerade aufgestanden bin. Es ist nicht hart so aufzustehen. Es wäre härter NICHT aufzustehen, obwohl ich den Alarm höre.


Gönnen Sie sich Ihren verdienten Urlaub

Selbst wenn Ihnen diese Methode suspekt erscheint, ich verspreche Ihnen, dass sie funktioniert. Ich selbst hatte immer große Probleme aufzustehen und habe durch weniger als 30 Minuten Üben das Problem ein für alle mal gelöst. 30 Minuten investierte ich, um an jedem einzelnen Tag (!) mindestens 30 zusätzliche Minuten geschenkt zu bekommen. Das sind allein in einem Monat schon 15 Stunden – also ein ganzer Arbeitstag. Oder eben ein Urlaubstag, ganz wie man will ;)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo, danke für die interessanten Aspekte in diesem Post.
An Pawlow habe ich in dem Zusammenhang noch garnicht gedacht. Ich werde es nun einmal probieren und hoffen, dass es tatsächlich klappt. Würde gern noch weiter schreiben, aber ich muss meinen Wecker stellen ;-)
Grüsse, Stefan

Anonym hat gesagt…

Hallo, ich werde dieses nun auch mal probieren.... Auch wenn ich bis jetzt nichtmal den Wecker höre.. oder ihn unbewusst einfach ausstelle.
Wenn ich ein wirklich wichtigen Termin habe, DANN kann ich morgens auch nach 5 Stunden Schlaf aufstehen... Ich werde deine Methode ausprobieren und hoffe, es geht mir bald besser.
LG und vielen Dank!